Bisher hatten wir für die Reise nach Schottland entweder Zug oder Fähre genommen. Dieses Mal blieb der Wagen zu Hause und wir probierten den Flieger aus. Um es vorweg zu nehmen: Einmal und nie wieder.
Schon das Einchecken war eine Begegnung der besonderen Art.
“Der Flug ist leider überbucht, Sie müssen über Frankfurt fliegen”, eröffnete uns ein Bediensteter von XLM (Name leicht geändert) mit einem sardonischen Lächeln. Äh, wozu bitte hatten wir denn Plätze reserviert? Die von ihm angebotenen 75 Euro plus freier Friseurbesuch sowie Vergünstigungen für den nächsten Flug lehnten wir ab - die Gefahr, irgendwo im Nirgendwo zu landen war nicht verlockend. Es ist schließlich nicht unser Problem, wenn Maschinen grundsätzlich überbucht werden.
Wenig später bei der Leibesvisitation kam es zur ersten Konfrontation mit den bewaffneten Autoritäten. Mein geliebtes Zippo-Feuerzeug wurde als Bedrohung für die Board-Sicherheit und den Weltfrieden eingestuft. Keiner der drei uniformierten Herren wollte auf meine Nachfrage hin das Feuerzeug zu einem günstigen Preis erwerben. Also musste ich mit dem Benzinfeuerzeug das Flughafengebäude verlassen, um es ‘leerbrennen’ zu lassen, wie der Beamte grinsend meinte. Netter Trick! Bis das Benzin verbrannt wäre, wäre der Flieger längst in der Luft gewesen und das Problem der überbuchten Plätze auf brilliante Art und Weise gelöst. Also nahm ich Docht und Watte vor dem Gebäude heraus und steckte alles in meine Hosentasche.
Der Abflug ging dennoch voll daneben. Mit einer Verspätung von 45 Minuten hob der Flieger ab. Das nächste Drama wartete dann in Amsterdam auf uns.
Noch während die Maschine ihre Warteschleifen über Amsterdam drehte und wir sehnsüchtig den Fähranleger von Ijmuiden sehen konnten (Bild unten), gab der Kapitän über Lautsprecher durch, dass es keine wie auch immer gearteten Probleme gäbe, die Anschlussmaschine nach Edinburgh rechtzeitig zu erreichen. Na prima, also hechteten wir aus dem Flieger - doch dann vergeudeten wir wertvolle Minuten beim nächsten Check.
Dort unten liegt Ijmuiden - Hier startet die Fähre von Amsterdam nach Newcastle
"Wat is dit?" keuchte der holländische Sicherheitsexperte, als er mein Portemonnaie untersuchte. Ich blieb stehen wo ich war, denn ich hatte ohnehin Schwierigkeiten dass mir die Hose herunterrutschte. Der dazu gehörige, höchst verdächtige Gürtel war mir nämlich schon lange abgenommen worden und wurde von einem Sicherheitsteam genauestens inspiziert.
"Dit is 'ne Feile", gab ich in meinem besten Holländisch zu verstehen. Ich war nicht sicher, aber ich hatte das Gefühl, als wenn in diesem Moment sich sämtliche Scharfschützen der Grenzbehörden in Stellung begaben. Ganz langsam bewegte ich mich auf den entsetzten Beamten zu, hatte aber Mühe, nicht über meine heruntergelassenen Hosen zu stolpern. In der Tat vermisste ich diese heimtückische Feile seit einiger Zeit; sie hatte sich in einem der Fächer der Briefbörse versteckt. Einem eilig herbei gerufenen Expertenteam gelang es selbst unter größten Anstrengungen nicht, die feige Feile aus ihre Versteck zu locken. Die Situation schien außer Kontrolle zu geraten. Irgendwo in der Ferne hörte ich Sirenen - war die Königliche Armee im Anmarsch? Ein General sah mir lange in die Augen - ich hielt seinem Blick stand. Dann sagte er: "In Ordnung!" Die Feile durfte passieren...
Den Anschlußflieger konnten wir nun trotz eines rekordverdächtigen Sprints knicken. Zwar war der Flieger noch nicht gestartet (Verspätung?), doch das Schild: "Gate closed" grinste uns hämisch entgegen. Das Areal war verwaist wie der Bundestag bei einer Debatte über Wählerverdrossenheit. Frustriert und demotiviert schlichen wir zum XLM-Stand.
"Och, das tut mir leid, sowas passiert eben", tröstet uns eine blau gekleidete Dame. "In 3 Stunden können Sie es ja noch mal probieren. Plätze? Wieso Plätze? Wenn da nichts mehr frei ist, probieren sie den nächsten Flug in.... 6 oder 8 Stunden!"
Mehrere Sicherheitsbeamte hinderten mich daran, den XLM-Stand zu zerlegen. Als Trost erhielten wir ein paar Gutscheine, die wir lustlos und demoralisiert entgegennahmen. Immerhin konnten wir die Gutscheine in 'Murphys Pub' (sehr empfehlenswert!) verprassen. Frisch gestärkt nahmen wir die verbleibenden Gutscheine - wir hatten einen Plan! Und nun ging es zum XLM-Stand zurück.
Die umstehenden Sicherheitskräfte entsicherten ihre Waffen, als wir uns dem Stand näherten. Wir setzen unsere unschuldigsten aller unschuldigen Mienen auf und mit einem freundlichen Lächeln legten wir den Stapel Gutscheine auf den Schalter.
"Bitte ein Upgrade auf den Flug nach Edinburgh, danke schön!"
Schlagartig wurde es still im gesamten Terminal. Eine Schwachstelle im sonst so sicheren System wurde von Deutschen Hackern gnadenloss angegriffen! Die Königliche Armee um uns herum war machtlos; es gab keine Befehle für solch eine Situation! Nun folgte ein hektisches Telefonmarathon, während wir mit unschuldiger Miene warteten.
Nach mehreren Rückrufen des Königlichen Innenministeriums und Regierungsvertretern übergab uns eine freudig strahlende Majorin die Ticket für die besten Sitzplätze im gesamten Flieger. Na also, es gibt doch für alles eine friedliche Lösung!
Kurz darauf genossen wir den Weiterflug nach Edinburgh, während die Königlich Holländische Armee für Heute den Rückzug antrat.
Endlich: Start in Schiphol
Amsterdam mal ganz anders
Die Landung in Edinburgh
Die Landung in Edinburgh war recht problemlos. Endlich wieder auf Schottischem Grund! Nun wurde endlich alles anders. Und das wurde es in der Tat, kein Herumgegrabbel am Körper, statt dessen freundlicher Empfang bei strahlendem Sonnenschein und nach wenigen Minuten standen wir an der Bushaltestelle 19. Wir lösten ein 'Return Ticket', da wir beabsichtigten, mit dem Bus in ein paar Tagen wieder zurückzufahren.
Weiter ging es mit einem Doppeldecker zum Bahnhof Waverly Station, direkt in die City Edinburghs.
Über die Princess Street (mit ihrer Straßenbahn sind die übrigens immer noch nicht fertig)
Weiter ging es mit dem Doppeldecker an der St John's Church vorbei...
Nach einer halben Stunde waren wir dort und bezogen unsere Unterkunft.Schnell schlossen wir hier Freundschaften und zwar insbesondere mit einem schottischen Klempner, der uns mehrfach besuchte. Insgesamt drei Mal besuchte er uns, um das Problem eines Wasserhahn zu beheben, der kein Wasser geben wollte.